Wieder einmal können wir zwei neue Preisträger:innen des Humboldt-Innovationspreises verkünden. 2025 geht der Dissertationspreis an die Neurowissenschaftlerin Barbara Hollunder und der Bachelor/Master-Preis an den Physiker Daniel Kohl.
Der Humboldt-Innovationspreis wird an diejenigen verliehen, die in ihrer Abschlussarbeit herausgearbeitet haben, welch hohe Bedeutung universitäre Forschung für Anwendungen in Wirtschaft und Gesellschaft hat und damit eine Basis für innovative Produkte und Dienstleistungen schaffen.
Dissertation von Barbara Hollunder
Die Dissertation von Barbara Hollunder, die sie an der Charité - Universitätsmedizin Berlin ablegte, trägt den Titel "Brain Stimulation as a Window into Architecture and Therapeutic Potentials of the Human Dysfunctome".
In ihrer Forschung untersucht Barbara Hollunder den Einsatz der Tiefen Hirnstimulation (THS) zur Identifikation und gezielten Beeinflussung gestörter neuronaler Netzwerke im Gehirn. Dieses neurochirurgische Verfahren, bei dem feine Elektroden dauerhaft implantiert werden, ermöglicht es, symptomrelevante Netzwerke bei verschiedenen psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen sichtbar und therapeutisch nutzbar zu machen.
In einer internationalen Multicenter-Studie konnten charakteristische Netzwerkprofile für Zwangsstörung, Tourette-Syndrom, Parkinson-Krankheit und Dystonie identifiziert und ihre klinische Relevanz bestätigt werden. Es zeigte sich, dass der Therapieerfolg umso größer war, je gezielter die THS diese Netzwerke modulierte.
"Langfristig könnte dieser Ansatz einen Paradigmenwechsel in der Neuromodulationstherapie einleiten – weg von standardisierten „One-Size-Fits-All“-Ansätzen hin zu einer personalisierten, netzwerkbasierten Behandlung individueller Symptommuster" (Gutachten der Dissertation). Prof. Dr. Andreas Horn übernahm die Hauptbetreuung und Prof. Dr. Carsten Finke sowie Prof. Dr. Andrea Kühn die Mitbetreuung.
Masterarbeit von Daniel Kohl
In seiner Masterarbeit „Design and Characterization of a Miniaturized Two-Photon Frequency Reference Utilizing Rubidium MEMS Cells“, die er am Institut für Physik an der Humboldt-Universität schrieb, entwickelt Daniel Kohl ein kompaktes optisches Frequenzreferenzsystem auf Basis von Rubidium-Dampfzellen in MEMS-Technologie. Ziel der Arbeit ist es, hochpräzise Zeit- und Frequenzstandards in ein miniaturisiertes, energieeffizientes Format zu überführen und damit eine Brücke zwischen Laborpräzision und praktischer Anwendbarkeit zu schlagen.
Das System kombiniert ein Spektroskopiemodul mit austauschbaren MEMS-Zellen und ein Lasersystem auf Grundlage eines chipbasierten Extended-Cavity-Diodenlasers. Kohl untersucht verschiedene Zelltypen und Bonding-Verfahren, wobei anodisch gebundene Zellen die besten Ergebnisse liefern: Sie zeigen schmale Linienbreiten bis 3,45 MHz und stabile Funktion über mehrere Wochen. Durch aktive Stabilisierung von Temperatur, optischer Leistung und Residual-Amplituden-Modulation erreicht das System eine kurzzeitige Frequenzinstabilität von etwa 2,8×10−12/Hz2,8×10−12/Hz und langfristig Werte unter 10−1310−13.
Die Arbeit belegt die technische Machbarkeit kompakter, MEMS-basierter optischer Frequenzreferenzen mit hoher Stabilität. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung miniaturisierter Atomuhren und eröffnet neue Perspektiven für Anwendungen in Navigation, Telekommunikation, Raumfahrt und Präzisionsmesstechnik.
Beide Arbeiten verdeutlichen eindrucksvoll, wie präzise Grundlagenforschung und technologische Innovation ineinandergreifen können. Während Barbara Hollunder neue Wege für eine personalisierte, netzwerkbasierte Neuromodulation eröffnet, zeigt Daniel Kohl, wie sich höchste messtechnische Präzision in kompakte, praxisnahe Systeme überführen lässt. Gemeinsam stehen sie exemplarisch für den Wandel hin zu individualisierten, anwendungsorientierten Lösungen in der modernen Neuro- und Physikforschung.
Die offizielle Preisverleihung findet am 12. November 2025 im Hauptgebäude (Unter den Linden 6) der Humboldt-Universität zu Berlin statt.