Hochmoor in den Polnischen Karpaten mit blühendem scheidigen Wollgras (Eriophorum vaginatum). Foto: Tomasz Wilk.
Humboldt-Universität und Humboldt-Innovation beteiligen sich am Monitoring des Projekts LIFE Multi Peat, fördern dessen beschleunigte Abwicklung und stellen notwendige Geräte zur Verfügung. Das Ziel des Projekts sind die Wiederherstellung und in Teilen die Umstellung auf nasse Moorbewirtschaftung von Projektflächen in Polen, Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Irland. Denn funktionierende Moorlandschaften tragen erheblich zum Klima- und Artenschutz bei. Im Zeitraum von 2021 bis 2026 und mit Unterstützung des LIFE Climate Change Mitigation Programme werden Forscher:innen daran arbeiten, die natürliche Funktionsweise von Mooren wiederherzustellen. Bei der Projektfläche in Deutschland handelt es sich um das „Häsener Luch“ im Löwenbergerland in Brandenburg.
Treibhausgasmessungen mit Kammersystem in einem Schilfbestand (Phragmitis australis) im Häsener Luch. Foto: Marvin Gabriel.
Moore als gewaltige CO2-Speicher
Die Renaturierung der Moore ist von enormer Bedeutung für den Klimaschutz, denn gesunde Moorlandschaften speichern Treibhausgase, tragen so zur Regulierung des Klimas bei, erfüllen wichtige Ökosystemfunktionen, bieten Hochwasserschutz, filtern das Grundwasser und stellen einen Lebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten dar.
So hat es fatale Konsequenzen, wenn Moore ihre Funktion verlieren. Dies geschieht hauptsächlich durch die Entwässerung aufgrund von land- und forstwirtschaftlicher Nutzung, wodurch der Torf mikrobiell abgebaut wird. In Deutschland sind etwa 95 % der Moore entwässert. Eine Folge davon ist, dass die Moore den organischen Kohlenstoff nicht mehr speichern können und in gewaltigen Mengen freisetzen. So emittiert auch das entwässerte, hauptsächlich landwirtschaftliche Moor „Häsener Luch“ schätzungsweise 1290 Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr auf einer Fläche von etwa 50 Hektar.
Für Europa besagen die Zahlen, dass die EU, global betrachtet, der zweitgrößte Emittent von THG (Treibhausgasen) aus Mooren sind. In Deutschland sind sieben Prozent der THG auf entwässerte Moore zurückzuführen.
Erfolgreich wiedervernässter Erlenbruch (Alnus glutinosa) am Ende des Winters in Deutschland. Foto: Marvin Gabriel.
Wiedervernässung und Renaturierung von Mooren mit LIFE Multi Peat
Die Reduktion von THG soll im Rahmen von LIFE Multi Peat durch Wiedervernässung der Moore und eine daraus resultierende Anhebung des Wasserspiegels erreicht werden.
Konkret bedeutet dies, 689 Hektar Moor zu renaturieren, das Erderwärmungspotential der betroffenen Moorlandschaften um bis zu 50% zu reduzieren, Strategien für Paludikultur (nasse Moorbewirtschaftung) in Deutschland und Belgien zu entwickeln, eine verbesserte Kommunikation und koordinierte Zusammenarbeit zwischen den EU Moorgebiet-Projekten zu ermöglichen und die Empfehlungen für die Ausweitung der Wiederherstellung von Moorgebieten sowie und ein EU-weites Entscheidungsunterstützungssystem für Behörden und den Privatsektor auszuarbeiten.
Hochmoor mit Sphagnum-Kissen in den Polnischen Karpaten. Foto: Tomasz Wilk.
HU und HI unterstützen LIFE-Projekt beim Monitoring
Die Humboldt-Universität und Humboldt-Innovation unterstützen das Projekt beim Monitoring und nehmen dadurch eine wichtige Rolle bei der Realisierung von LIFE Multi Peat ein. Durch die HI werden eine beschleunigte Abwicklung sowie die Beschaffung notwendiger Geräte, wie Spezialmessgeräte oder Gasanalysatoren, möglich. Auch kann das Forscher:innen-Team über sie Labore der Universität nutzen, um spezifische Messungen durchführen zu können.
Im Rahmen des Projekts sollen mit dem Monitoring der Fortschritt und Erfolg der anvisierten Reduktion von THG-Emissionen dokumentiert werden. Unter der Leitung der HU-Vertretungsprofessorin Dr. Kathlin Schweitzer aus dem Fachgebiet Bodenkunde und Standortlehre, sind Studierende und Absolvent:innen des Fachbereichs in das NABU-Team eingebunden. Die Fakultät verfügt über eine lange Tradition in der Moorbodenforschung und ist der Ort, an dem eine beträchtliche Anzahl an Forscher:innen, die heute im Moorbereich tätig sind, ausgebildet wurden.
Wasserstandssensor in überfluteten ehemaligen Torfstich im Häsener Luch. Foto: Andreas Herrmann.