Mit Upcycling gegen Fast Fashion

Weltweit fallen jährlich geschätzt 92 Millionen Tonnen Textilabfall an, 40 % aktueller Modekollektionen werden nicht verkauft und nur ein ganz geringer Teil wird recyclet. Diese Überproduktion ist durch “Fast Fashion” stark angestiegen. Konsument:innen werden durch die stetige Verfügbarkeit neuester kostengünstiger Waren zum Kauf von Kleidung verführt, die sie eventuell gar nicht brauchen. Somit leben wir in einer Wegwerfgesellschaft, in der Menschen ihre Kleidung eher entsorgen als zu spenden, die Textilindustrie auf Kosten der Umwelt operiert und unverhältnismäßig viele Ressourcen verschwendet. Zum Beispiel sind für die Textilproduktion enorme Mengen an Wasser wie auch Landflächen nötig. So werden bei der Herstellung eines einzelnen Baumwoll-T-Shirts 2700 Liter Süßwasser verbraucht, was der Wassermenge gleichkommt, die ein Mensch in 2,5 Jahren zu sich nimmt. Entsprechend gehörte die Textilbranche 2020 zum drittgrößten Verursacher von Wasserverschmutzung und Flächenverbrauch.
Zudem steigen mit dem Konsum von “Fast Fashion”-Produkten die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen. Die Europäische Umweltagentur gibt an, dass im Jahr 2020 durch den Kauf von Textilien pro Person etwa 270 kg CO²-Emissionen angefallen sind.
Es wird deutlich, dass sich etwas ändern muss.

recreategoods Team
Stephanie Pupke-Bertram und Thomas Chille, Founder:innen von recreategoods

Innovation von EXIST-Women-Alumna gegen Textilverschwendung

Menschen, wie die Modedesignerin Stephanie Pupke-Bertram gehören zu jenen, die das Upcycling von Textilien in die Mitte der Konsumgesellschaft tragen und damit der textilen Verschwendung etwas entgegensetzen möchten. Stephanies Projekt trägt den Namen „recreategoods“, das sie gemeinsam mit Software-Ingenieur Thomas Chille gestartet hat und dessen Herzstück ein AI Upcycling Design Assistent ist. Dieser wird zum Upcycling unverkaufter, aber gebrauchsfertiger Ware eingesetzt und macht bildliche Designvorschläge zur Veränderung des Ausgangsdesigns eines Kleidungsstücks. Auf diese Weise können aus unverkaufter Ware neue Kollektionen entworfen werden. Modedesigner:innen können dann aus den fotorealistischen Vorschlägen entsprechend der Planung ihrer Kollektionen auswählen. Daraufhin erhalten sie eine Arbeitsbeschreibung, mithilfe derer sie eine vorgeschlagene Schneiderei bzw. Produktionsstätte damit beauftragen können, die Ware zu verarbeiten und so aufzuwerten.
Damit trägt Stephanie dazu bei, dass die Modeindustrie vorhandene, gelagerte Waren sinnvoll nutzt, diese im Kreislauf bleiben und so Kosten für Rohwaren wie auch wertvolle Produktionszeit gespart werden.

Design-Assistent recreategoods
AI Upcycling Design Assistent von recreategoods

EXIST-Women als Förderinstrument für innovative Gründungsideen

2024 absolvierte die Modedesignerin das EXIST-Women-Programm, bei dem das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Projektträger Jülich sowie Europäischer Sozialfond Gründerinnen fördern, die aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen hervorgehen. Auf diese Weise möchte die Bundesregierung Frauen unterstützen und Diversität in der immer noch von Männern dominierten Startup-Szene schaffen.

“Das Programm hat mir die nötige Struktur gegeben um meine Idee weiter zu entwickeln.”

EXIST-Women half Stephanie dabei, ihre Vision von einem Unternehmen mit Spezialisierung auf textilem Upcycling weiter zu verfolgen, indem es ihr die nötige Struktur gab. Zudem bietet das Programm Veranstaltungs-, Beratungs- und Betreuungsangebote wie auch finanzielle Unterstützung für die Teilnehmerinnen.
Auch Stephanie betont, wie sehr sie von diesem Angebot profitiert hat: Die Workshops sowie die Eins-zu-Eins-Beratung durch Katja Brunner, Startup-Beraterin im HU-Gründerhaus und Spezialistin für weibliche Gründung, wie auch die Begleitung durch ihre Mentorin Darina Mamonova halfen ihr sehr. Darina hat sie damals intensiv in der Produktentwicklung begleitet und ist bis heute eine wichtige Unterstützung für Stephanie.
Darüber hinaus nimmt die Modedesignerin aus dem Programm mit, deutlich mehr Hilfe in Anspruch zu nehmen und mehr Fragen zu stellen. Dadurch ist ihre tägliche Arbeit heute routinierter und analytischer, wodurch mehr Raum für die gestalterische und künstlerische Arbeit entstehen kann.

“Ich habe höchst kompetente, inspirierende Frauen erlebt aus allen möglichen Disziplinen.”

Auch für ihr soziales Netzwerk war EXIST-Women von Vorteil: Durch die Workshops hat Stephanie neben den Berliner Stipendiatinnen ebenfalls solche aus anderen Städten mit unterschiedlichsten Hintergründen kennenlernen können.

“Die Ressourcen von Science and Startup sind umfangreich, es gibt für jede Phase jedes Startups Inhalte.”

Begeistert haben Stephanie zudem die umfassenden Ressourcen des Berliner Startup-Netzwerks „Science & Startups“, das Startups in jeder Entwicklungsstufe umfassend berät und unterstützt.
Im März hat nun der Förderzeitraum der neuen Stipendiatinnen des EXIST-Women-Programms begonnen. Diesmal sind es 28 Gründerinnen, die in den kommenden Monaten ihre Ideen weiterentwickeln und gemeinsam lernen werden. Wir werden sehen, welche Innovationen bald auf uns zukommen.

Exist-Women-Teilnehmerinnen 2025
EXIST-Women-Teilnehmerinnen 2025

Stephanies Pläne für recreategoods

Durch EXIST-Women konnten Stephanies Projekt recreategoods und auch sie selbst deutlich wachsen. In den Jahren 2025 und 2026 hat das Team um recreategoods viel geplant: Ein weiteres Teammitglied wird den Markteintritt unterstützen, verschiedene Projekte mit unterschiedlichen Modelabels stehen an und auch das AI-Tool soll weiter trainiert werden. Zudem möchte das Team die Geschäftsplanung für die kommenden Jahre aufstellen, dem AI Upcycling Designassistenten weitere Leistungsmerkmale zufügen und zu einem Produkt machen. Stephanies Beispiel zeigt: EXIST-Women ist nicht nur eine temporäre Intensivförderung, sondern trägt auch lange danach Früchte. Es lohnt sich, dabei zu sein.